Die gute neue Bluejeans

Wie unterscheidet sich nachhaltiger Denim von konventionellem? Diese acht europäischen Jeansmarken versuchen, Umwelt und Mensch zu schonen.

Seit der Entstehung des Denim im französischen Nîmes hat sich bei der Jeansproduktion einiges getan – leider nicht nur Gutes: Der Einsatz von genetisch verändertem Saatgut, Pestiziden und ein hoher Wasserverbrauch beim konventionellen Baumwollanbau sowie giftige Färbe- und Bleichmethoden machen Jeans zum echten Umwelt- und Gesundheitsrisiko. Diese acht Slow-Fashion-Labels möchten es anders machen: Sie alle nutzen ressourcen- und umweltschonende Materialien und Verfahren und bemühen sich offensichtlich um Transparenz des Produktionsprozesses.

Der »DetoxDenim« von Armed Angels wird mit Laser-Methoden ohne giftige Chemikalien aufgehellt. Bild: Armed Angels.

Armed Angels

Die Kölner Marke startete im Frühling 2019 die groß angelegte Kampagne »Touch nothing toxic«. Damit macht sie zur Denim-Hochphase mit einer #DetoxDenim-Kollektion auf das Thema »giftige Jeans« aufmerksam. Für die Färbung wird etwa künstliches Indigo genutzt, wodurch Wasser eingespart und auf schädliche und schwermetallhaltige Lösungsmittel verzichtet werden kann. Die Firma ist Mitglied der Fair Wear Foundation (FWF) und verwendet GOTS-zertifizierte Fairtrade-Baumwolle aus Indien. Für Stretch-Jeans wird Tencel Lyocell eingesetzt, eine moderne Cellulosefaser aus Holz und umweltschonende Alternative zu Spandex, das aus nicht erneuerbaren Kunstfasern auf Mineralölbasis besteht.

Das neueste sommerliche Damenmodell des bayerischen Modelabels Bleed besteht aus dünnem Baumwoll-/Elastan-Gewebe in Jeans-Optik. Bild: bleed-clothing.com.

Bleed

Die Macher verbindet neben einem nachhaltigen Lifestyle vor allem ein sportlicher und so sind auch ihre Kollektionen. In Helmbrechts in Oberfranken werden seit 2008 vegane Öko-Jeans entworfen und in Europa produziert. Die GOTS-zertifizierte Biobaumwolle für die Hosen stammt aus Afrika und der Türkei.

E.L.V. Denim

E.L.V. steht für East London Vintage – und das ist Konzept. Im Osten der britischen Hauptstadt werden mit geringem Wasser- und Energieverbrauch aus alten Vintage-Jeans moderne Hosen kreiert. Textilien zu nutzen, die sonst im Müll landen, schont Rohstoffe und somit die Umwelt. Die Jeans haben außerdem einen unverkennbaren Style: Jedes Paar besteht aus den Hälften zweier unterschiedlicher Vintage-Jeans, die mittig auf dem Bein vernäht sind.

Die Macher von Fairjeans setzen auf Einfachheit und lassen in GOTS-zertifizierten Produktionsstätten fertigen. Bild: Walter Blauth/fairjeans.

Fairjeans

Die Freiburger Marke hält ihre Jeanskollektion mit nur drei Herren- und zwei Damenmodellen bewusst minimal. Es besteht aber die Möglichkeit, bei Farbe (Blau oder Schwarz), Material (100 Prozent Baumwolle oder mit zwei Prozent Elastan) und Waschung (Raw Denim oder Used Look) zu wählen. Die GOTS-zertifizierte Biobaumwolle wird in der Türkei angebaut und gewebt und in Polen weiterverarbeitet.

Die Idee zur Fair-Denim-Marke Kuyichi entstand in Peru, wo die Gründer von der Armut und Umweltverschmutzung im Baumwollanbau erschüttert waren.
Bild: Roos Jooren.

Kuyichi

Gegründet wurde die Firma mit Hauptsitz in Utrecht von der NGO Solidaridad und war 2001 nach eigener Aussage die erste, die Biobaumwolle verwendete. Die »Used Look«-Modelle werden, wie bei anderen der hier genannten Marken, mit innovativen Techniken erzielt. Im Vergleich zu herkömmlichen Finish-Methoden wie Bleichen und Steinwaschung werden so bis zu 95 Prozent Wasser, 40 Prozent Energie und 90 Prozent chemischer Stoffe eingespart.

MUD Jeans werden mit Denim aus recycelter BCI- und Biobaumwolle sowie Tencel hergestellt. Bild: MUD Jeans.

MUD Jeans

Diese Hosen können nicht nur gekauft, sondern durch eine monatliche Zahlung auch gemietet werden. Bei der »Lease A Jeans«-Option bleibt die Hose im Besitz des niederländischen Unternehmens und kann nach Ende des Leasing-Zeitraums zurückgegeben werden. Anschließend wird sie als Vintage-Hose angeboten oder in einem der ältesten Unternehmen Spaniens (Tejidos Royo) zu neuem Denim recycelt. MUD Jeans bestehen aktuell zu 23–40 Prozent aus recyceltem Denim-Material.

Die HerstellerInnen raten dazu, eine Dry-Denim-Nudie-Jeans vor der ersten Wäsche bis zu acht Monate einzutragen.

Nudie Jeans

Der schwedische Hersteller verspricht seinen KundInnen lebenslang kostenlose Reparaturen ihrer Jeans. Falls kein Reparatur-Shop in der Nähe ist, können kostenlos Reparatur-Kits bestellt und online Reparaturtipps eingeholt werden. Neben der Hauptkollektion werden unter dem Namen »Nudie Jeans Re-Use« gereinigte und reparierte Secondhand-Nudie-Jeans angeboten.

Eine Jeans für viele Körper – bei Selfnation wird jedes Paar auf Onlinebestellung maßgeschneidert. Bild: Selfnation.

Selfnation

Alle Jeans der Züricher Marke werden maßgefertigt und nur auf Bestellung produziert, um Überproduktion zu reduzieren. Online gibt es eine Anleitung zum Maßnehmen. Außerdem können Stoff, Bundhöhe und Schnitt sowie Länge des Beines individuell gewählt werden. In diesem Jahr erscheint die sogenannte Zero Waste Selvedge – das erste Modell der Marke mit recycelter Baumwolle (31 Prozent) und charakteristischer Webkante. Sie besteht zu 88 Prozent aus recycelten Materialien (Lyocell, Baumwolle, Elastan), die restlichen zwölf Prozent sind Biobaumwolle. Das GOTS-zertifizierte Familienunternehmen Candiani fertigt den Denim auf traditionellen Webstühlen in Italien.